Buchemotion zu „Die Chroniken von Amber: Die neun Prinzen von Amber“ von Roger Zelazny
Zum Buch
"Die neun Prinzen von Amber" ist Band 1 der Chroniken von Amber, einer fünfteiligen Reihe und erschien im Oktober 2017. Die Folgebände erscheinen jeweils mit ca. einem Monat Abstand, sodass die Reihe zügig durchgelesen werden kann. Band 2 ist bereits erschienen, Band 3 erscheint Anfang Dezember.
Um was geht es in Band 1? Protagonist Corwin wacht in einer Klinik auf. Schnell fällt ihm auf, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Man hält ihn fest, stellt ihn ruhig, dabei hat er sein Gedächtnis verloren. Er schafft es, die Klinik zu verlassen und macht sich auf den Weg, auf der Suche nach seiner Geschichte, um die klaffenden Lücken in seiner Erinnerung wieder zu füllen. Auf seinem Weg trifft er einige ehemalige Weggefährten.
Er erfährt, dass er einer der neun Prinzen von Amber ist, die in der Lage sind, zwischen Amber, den Schattenwelten und dem Chaos zu reisen und die Realität zu manipulieren. Magische Spielkarten ermöglichen es den Brüdern, miteinander zu sprechen und zueinander zu reisen. Doch nicht alle seine Brüder sind ihm wohl gesonnen. Und in einer Welt, in der seine Realität nur eine Version der Geschichte ist, wem kann er da trauen?
Meine Meinung
Der Klappentext des Buches hat mich fasziniert, denn es handelt sich hier nicht vordergründig um eine High Fantasy Geschichte, sondern vielmehr um Urban Fantasy, die jedoch ungewöhnlich erwachsen und mit scharfem Ton daherkommt. Zelazny schreibt ungewöhnlich, der Roman las sich für mich vielmehr wie eine Detektivgeschichte. Sachliche, kurze Sätze ohne viele Umschreibungen und Ausschweifungen bringen eine sehr hohe Handlungsdichte und einiges an Spannung in die Story. Die Dialoge sind derb, ruppig und ohne Schnörkel. Und so ist auch die Geschichte, sie ist an vielen Punkten „kurz und schmerzlos“, emotionslos gehalten. Die wohlbekannte Schriftsteller-Regel „Show, don’t tell“ (zeige es, anstatt zu erzählen) wurde zuhauf missachtet, was für mich ungewöhnlich war. Generell mag ich ja Rebellen, deshalb ist mir das ja schon sympathisch, wenn jemand sich gegen die Regeln stellt ;-) Allerdings muss ich im Ergebnis sagen: Ich fand den Stil an sich interessant und ungewöhnlich, doch hat er mir nicht zu 100% zugesagt. An einigen Stellen fehlte mir dann doch die Emotion und die Szenen, die einen so richtig mitziehen. Denn wenn man sich in Corwis Lage versetzt, spürt man die Verzweiflung, das Misstrauen, die Trauer und die Wut. Das Buch greift diese Gefühle jedoch nicht auf, sondern übergeht sie mit weiterer Handlung und Sachlichkeit, womit in meinem Empfinden das "Miterleben" der Geschichte geschmälert wird.
Die Story an sich ist schnell und spannend, auf beinahe jeder Seite tut sich eine neue Überraschung auf, ein neuer Grund, zu staunen. Ich liebe die Ideen im Buch, die Kommunikation über die Spielkarten, die auch das wunderbar passende Cover zieren und die Möglichkeit, die Realität zu verzerren - das klingt doch echt verlockend. Das Spiel damit, wer Freund und wer Feind ist, und woran man das erkennt in einer verzerrten Realität umgeben von Menschen, an die man sich nicht mehr erinnern kann, hat mich mitgerissen und immer wieder begeistert. Die Umgebung, in der sich Corwin bewegt, wird selten umfassend dargestellt, was jedoch viel Raum für Fantasie lässt und mir persönlich sehr gut gefiel.
Mein Fazit
Band 1 der „Chroniken von Amber“ habe ich zügig gelesen. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, wobei ich durch die recht emotionslose Schreibweise des Buches keinen Bezug zum Protagonisten Corwin aufbauen konnte. Insgesamt bin ich von der Idee und der Geschichte begeistert, für die Umsetzung ziehe ich in der Gesamtwertung dann aber doch etwas ab und vergebe 🍀🍀🍀🍀 (4 von 5 Kleeblättern)