Buchemotion zu Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente von Peter Bognanni
Weiter geht es mit den gefühlt unzähligen Rezensionen, die ich noch für euch in Petto habe :-) Diesmal geht es um "Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente" von Peter Bognanni aus dem wundervollen Hanser Literaturverlag.
Inhalt
Manchmal ist ein Ende auch ein neuer Anfang: Tess lebt bei ihrem Vater, der ein Bestattungsinstitut führt. Sie trauert um Jonah, den sie aus dem Internet kannte und nur einmal gesehen hat. Doch Jonah war ihr Freund, ihre erste Liebe. Und er hat Selbstmord begangen. Sie hatte es nicht kommen sehen, niemand hatte das. Und weil sie ihrer Trauer irgendwie Luft machen muss, schreibt sie Jonah weiter Nachrichten. Bis eines Tages eine Antwort kommt, die alles verändert…
Meine Meinung
Das Buch sprach mich an, da der Tod mich einige Monate, nachdem meine Mutter verstorben ist, noch immer beschäftigt. Es gibt recht wenig Literatur, die sich wirklich mit dem Tod auseinandersetzt, ohne das alles in einen „PS ich liebe Dich“ Roman zu packen, in dem jemand seine neue große Liebe findet. Ich versprach mir von Bognanis Werk einen ehrlichen Blick auf die Härte einer solchen Erfahrung. Und ich wurde nicht enttäuscht. Mit viel Humor, aber auch sehr respektvoll vor dem Leben und dem Tod geht Bognani ohne eine primäre Liebesgeschichte an seine Geschichte heran. Die Liebesgeschichte plätschert nebenbei und ist sehr schön zu lesen, aber sie ist eben nicht der Kern des Romans.
Viele Aspekte von Tod und Trauer finden im Buch Anklang, besonders begeistert hat mich auch die Annäherung an den unterschiedlichen Umgang mit Trauer durch die Thematisierung von Bestattungen, die Tess‘ Vater durchführt. Sie sind kurios und ungewöhnlich, aber die Botschaft, die für mich darin lag war die, dass Menschen so beerdigt werden sollten, wie sie waren, in all ihrer Individualität. Dazu gibt es einige lustige Episoden im Roman, die mich sehr zum lachen brachten. Und genau darin liegt doch der Sinn von Trauerfeiern: Man darf traurig, entsetzt und vielleicht auch zornig sein, aber am Ende ist es wichtig, sich an die Positiven Dinge zu erinnern und das Leben zu feiern, das der Mensch hatte.
Sehr interessant fand ich, wie stark Tess‘ Bindung zu Jonah war. Dabei kannten sie sich „nur“ aus dem Internet. Und das ist eine Tatsache, die ich selbst hier und heute auch so bestätigen kann, denn Freundschaft und Liebe findet nicht länger nur offline statt. Darum hat es mich begeistert, wie ernst Bognanni diese Bindung darstellt und wie sehr er vermittelt, dass Tess' Trauer berechtigt ist. Auch die Wendung, die durch die Antwort auf Tess' Nachricht eintritt, ist glaubhaft und bringt nochmal einen ganz anderen Aspekt mit hinein, den ich hier zwecks Spoilerfreiheit nicht austreten mag :-)
Mein Fazit
"Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente" ist ein schonungslos ehrlicher und dennoch humorvoller Roman über Trauer und Tod in Zeiten des Internets, den ich sehr gerne gelesen habe. Von mir gibt es verdiente 🍀🍀🍀🍀🍀 (5 von 5 Kleeblätter)
Weitere Informationen
Das Buch wurde mir als digitales Rezensionsexemplar von Hanser zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür. Dies beeinflusst meine ehrliche Meinung in keiner Form.